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Freitag, 3. August 2007
2 Dinge, die mir heute geholfen haben:
cereal liver, 00:53h
http://bigtimestride.ytmnd.com/
war genau, was ich brauchte, und
http://www.hilaryshepherd.com/rantsnraves/2007/03/15/bananas-are-best/
hat mir Hoffnung gegeben, dass es mir morgen besser gehen wird, wenn ich Bananen esse.
war genau, was ich brauchte, und
http://www.hilaryshepherd.com/rantsnraves/2007/03/15/bananas-are-best/
hat mir Hoffnung gegeben, dass es mir morgen besser gehen wird, wenn ich Bananen esse.
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Der Zweier-mit-Anhängsel-das-schon-"dran"-war
cereal liver, 00:50h
Okay, der Dreier an sich ist eine Kreatur mit vielen Gesichtern, ein verführerisches Biest, das möglicherweise zähmbar ist, wenn man Glück hat - vielleicht hätte sogar Verstand schon geholfen, wer weiß.
Unsere Geschichte beginnt jedenfalls mit einem Treffen zwischen zwei Menschen, nennen wir sie A und B, einfach, weil man das so macht.
A (w) und B (m) haben seit einigen Monaten eine Affäre, und A ist es bis dato ziemlich gut gelungen, sich sich nicht in B verlieben zu lassen, sondern einfach den Sex und die gute Gesellschaft zu genießen, die sie beide mit jedem Mal besser beherrschen. (B scheint nicht der Typ zu sein, der sich lang mit Gefühlen aufhält, weshalb wir diese seine Welt hier nicht genauer erforschen werden - es wäre wohl fruchtlos, auch wenn dies klischeehaft sein mag.)
B holt A vom Bahnhof ab, sie fahren in seinem Auto zu ihm und unterwegs erzählt er in diesem "übrigens"-Ton, dass C (w) noch vorbeischauen wird. Das ist an sich kein Drama (noch nicht), denn C ist eine gute Freundin von sowohl A als auch B und sie hatten schon den einen oder anderen schönen Abend unter genügend Alkoholeinfluss, um einen Dreier anklingen zu lassen. Schon dieser Anklang hinterließ bei mindestens einer der Beteiligten allerdings einen schalen Nachgeschmack, weshalb A eigentlich ahnen müsste, dass diese Nacht nicht gut enden würde. Aber A ist nicht nach Ahnungen zumute, denn es verspricht im Moment ein netter Abend zu werden und sie mag sowohl B als auch C sehr gern und ist - hey - schließlich locker! Eine emanzipierte, moderne junge Frau, die tun und lassen kann, was sie will. Eine emanzipierte, moderne junge Frau, die leider noch nicht weiß, was sie will, der es aber klar genug werden wird, noch bevor die Nacht richtig vorbei ist, und es wird weh tun.
Der Abend ist perfekt! A und B trinken einen Kaffee mit weißem Rum, und Cola mit Rum, weil das das ist, was sie eben immer so trinken, unterhalten sich gut und bekommen kurz vor Mitternacht ein SMS-Update (God bless technology) über den Verbleib von C, das ihre baldige Ankunft ankündigt. Das Gespräch driftet in Richtung: "Oh, hey, da kommen wir ja zu gar nichts mehr, bevor sie hier ankommt." – in anzüglichem Ton gehaucht – und B ergreift, zum ersten Mal, an das A sich erinnern kann, die deutliche Initiative, nimmt A bei der Hand und sie mit ins Schlafzimmer.
Der Sex ist großartig und A ist gerade dabei, ihren Plan zu verwirklichen und B zum Kuscheln zu zwingen (denn wenn sie ehrlich ist, fehlt ihr das wirklich in dieser Affäre, obwohl sie eine emanzipierte, moderne junge Frau ist, die macht was sie will... hey, sie will kuscheln, wenn sie Sex hatte! Wie normal ist das!?), als es an der Tür klingelt. Klassische Sitcom-Situation. Beide werfen sich in ihre Klamotten, A reißt den Gürtel aus ihrer Jeans und versteckt ihn im Bett, weil sie sich einbildet, das ginge schneller als ihn zu schließen, und setzt sich unschuldig auf den Balkon, um Sekunden später zur Tür zu kommen und überrascht auszurufen: "... C! Haaiiii!"
Der Abend bleibt perfekt! A, B und C sitzen im Wohnzimmer bei allen möglichen gepanschten Getränken, unterhalten sich über alles mögliche und A hat ihren Orgasmus schon hinter sich. Was könnte jetzt noch schief gehen?
B und C haben freilich auch eine Geschichte des Herumschmusens und dabei Angst um ihre Freundschaft Bekommens. B und C sind nämlich schon seit Urzeiten Freunde, währen A und B sich extra für diese Affäre neu zusammengefunden haben. C ist allerdings fast sicher, in B verliebt zu sein. Okay, A hat all das vorher gewusst und sich trotzdem blauäugig und kopfüber in diesen Abend zu dritt gestürzt. Sie hat ebenfalls gewusst, dass sie zu allen möglichen Abenteuern neigt, wenn sie betrunken ist. Sie hat lebhafte Erinnerung daran, C mehrmals betrunken geküsst zu haben, um irgendwelche Männer um sie beide herum wahlweise zu quälen, anzumachen oder ihnen etwas zu beweisen. Die Erinnerung an A, B und C nachts auf dem Sportplatz ist nicht weniger agil. Aber A bringt es offenbar nicht fertig, all diese Informationen so zu vereinen, dass sich ein schlüssiges Ganzes ergibt – DAS schlüssige Ganze. Die emotionale Katastrophe nämlich. Dann wiederum erklärt sich, weshalb sie es nicht kommen sah: Ihre Erinnerung an ihre eigenen Gefühle wälzt sich nämlich schmerzverzerrt vor lauter halb tot am Boden, winkt schwach und ruft heiser durch den Sturm der emanzipierten Modernität, die A für sich beansprucht. Ein bisschen weniger Verblendung, und sie hätte sich viele gut durchspülte Tränenkanäle erspart, an diesem Morgen.
Denn, ja, es ist wie immer schon wieder hell, als unsere drei Helden betrunken genug sind, die Gespräche zum Thema „Neeein, wir sind niemals betrunken genug, ihm wirklich seinen Dreier-Wunsch zu erfüllen“ die unausgesprochene Wahrheit werden zu lassen.
Leider läuft das Ganze relativ deutlich in Porno-Manier ab. Wahrscheinlich deswegen, weil sich keiner der Drei jemals zuvor in einer vergleichbaren Situation befunden hat. Sie kennen das Phänomen nur aus der verfügbaren Pornographie. Und da der Großteil der verfügbaren Pornographie darauf abzielt, übergewichtige Männer mit Haaren auf dem Rücken glauben zu lassen, sie könnten der Mann in der Mitte sein, ist es nun also so, dass B (Haare ok, aber nicht übergewichtig) die Rolle des Mannes in der Mitte übernimmt. A und C küssen sich, streicheln sich sanft und beziehen B schließlich natürlich mit ein. Was ist auch dabei, sie sind alle drei emanzipiert, modern und... verdammt dumm! Nein, vielleicht nicht alle drei, aber zumindest A, denn sie hatte all die oben angesprochenen Informationen und hätte eine informierte Entscheidung treffen können, bevor es zu spät war. Aber sie hat sich für die dumme Entscheidung entschieden und mitgemacht, sogar eigentlich forciert. Vielleicht ist sie sogar dumm genug, dadurch einfach beweisen zu wollen, WIE modern sie tatsächlich ist. Wer weiß.
Jedenfalls verlagert sich die Ménage relativ flugs ins Schlafzimmer, wo B von zwei Seiten erst schüchtern, dann immer forscher verwöhnt wird und es sich gut gehen lässt.
Und dann packt das Biest namens Dreier zu und reißt zumindest das Nervenkostüm von A mit sich in einen tiefen Schlund von drei-sind-eine-zu-viel. Denn C bekommt auf einmal alle Aufmerksamkeit! B wendet A den Rücken zu, den haarigen, von Pornographie ermutigten Rücken zu und widmet sich ausschließlich der anderen Frau! A ist beleidigt/verletzt/fühlt sich außen vor und vernachlässigt und geht, weil die zwei ja scheinbar auch so genug Spaß haben. Allerdings macht sie den Fehler, auf der Suche nach ihrer Wäsche noch mal ins Schlafzimmer zurück zu kommen. Wer könnte heute noch sagen, ob B und C zu dem Zeitpunkt aufgehört und sich Gedanken über As Verbleib gemacht hatten. Sie überreden A jedenfalls zu bleiben, und während C kurz im Bad verschwindet, wirft B A aufs Bett, sich euphorisch, aber lediglich verspielt auf sie und meint: „Du warst doch schon dran“. Und ja, A war vorher schon dran gewesen, in der Tat. Aber B AUCH!! Und immerhin hat man hier einen Dreier am Laufen, und nicht einen Zweier-mit-Anhängsel-das-schon-"dran"-war!! Oder hat A da vielleicht irgendwas nicht mitgekriegt?? Hat sie das Konzept vielleicht einfach falsch verstanden?
Jedenfalls macht sie gute Mine zum bösen Spiel und nimmt weiter an den Festivitäten teil. Jene verlaufen ein wenig im Sande und sich in verschiedenen Kombinationen in der ganzen Wohnung und man einigt sich schließlich ohne Worte darauf, dann doch mal schlafen zu gehen – zumindest versteht A das so. Aber sie versteht ja offensichtlich generell nicht besonders viel.
Und es dauert auch gar nicht lang, bis sie wieder unbegriffen, unbestreichelt auf einen haarigen, von Pornographie ermutigten Rücken starren und erleben muss, wie B und C eben ohne die zickige A weiter machen. Während A daneben liegt und mit dem Ofenrohr ins Gebirge schaut.
Das übersteigt die Mauer des Erträglichen, die A sowieso schon unnatürlich hoch gebaut hatte (vielleicht liegt hier eine schöne Analogie zu Babel, oder auch einfach der Hund begraben), und sie verlässt für immer dieses Bett, sammelt ihre Sachen zusammen und verlässt für immer die Wohnung, erstmalig mit knallender Tür, wo B doch immer so auf seine Nachbarn acht gibt, stolpert die Treppen hinunter und verlässt schließlich für immer das Haus. Sie kennt den Weg zum Bahnhof nicht, trifft ihn aber trotzdem. Das Glück ist schließlich mit – wem?
Auf dem Weg vom Bett zum Bahnhof ist sie wütend in unterschiedlichen Koloraturen. Sie findet es unmöglich von den beiden, einfach weiter zu machen, während sie daneben liegt. Unhöflich! Sie findet es rücksichtslos von B, ihr während eines Dreiers (eines DREIers, verdammt!) den Rücken zuzukehren und sich ausschließlich um C zu kümmern, weil die noch nicht DRAN war! Sie ist enttäuscht von den beiden und ultimativ von sich selbst, weil sie ihnen erlaubt hat, sie zu verletzen, was sie nicht für möglich gehalten hätte. Aber sie hat sich in eine Situation begeben, in der die Verletzungsgefahr einfach gegeben war. Das hätte sie sehen können. Immerhin weiß sie um die Defizite in ihrem Selbstbewusstsein und die enge freundschaftliche Bindung zwischen B und C, die ungeklärten Gefühle, ihre Geschichte und IHRE Geschichte.
Und als sie in der Bahn sitzt und aus dem Fenster starrt, beißt die Wut ihr in den Bauch.
Fest.
Und es tut weh.
Es tut so weh, dass sie anfängt zu weinen, leise und nach draußen, um die anderen Fahrgäste nicht zu belästigen. Ab und zu entfährt ihr ein Schluchzer, ein lauter, weil Schluchzer immer lauter werden, je länger man sie zurückhält, und sie ist gut im Etwas-Lange-Zurückhalten. Ihr sitzt ein junger Mann gegenüber, der Mitleid hat, aber nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll. Wahrscheinlich würde er sie angraben, wenn sie hübscher wäre.
Stellenweise bekommt sie keine Luft und muss sich zum Ausatmen zwingen. Sie putzt sich zweimal die Nase, weil man das so macht, und versucht zwischendurch aufzuhören. Natürlich erfolglos, weil der Damm gebrochen ist, wie man so schön sagt.
Das leise Weinen überlebt bis zu ihrer Haltestelle. Aber dort stirbt es und die Auferstehung ist grässlich. Der zehnminütige Weg vom Bahnhof nach Hause ist (un-)glücklicherweise nicht stark befahren, denn sie läuft vornüber gebeugt und hinter ihrem Tränenschleier her. Müsste sie in diesem Moment jemandem erklären, was „Straßenverkehr“ ist, wäre ihr dieses Konzept vermutlich nicht geläufig.
Zu Hause schlägt sie alle Türen hinter sich zu (was erleichternd ist, letztlich aber doch nur wenig hilft) und verschwindet im Bad. Es ist nicht so, dass sie irgendetwas abwaschen müsste, aber sie hat das unentrinnbare Verlangen, sich unter die Dusche zu hocken und zu weinen. Das tut sie auch. Und offenbar sind auch solche Schluchzer laut, die nicht lange zurückgehalten worden sind. Oder aber dieses Schluchzen kommt von lange her.
Normalerweise würde sie sich in einem solchen Fall selbst beschimpfen und zur Räson rufen. Sich erzählen, wie das Leben weiter geht und was das für alberne, dumme Gefühle sind, die sie da aus sich herausheult. Aber heute fällt ihr nichts ein. Und sie braucht sich eigentlich auch nicht selbst von der Albernheit zu berichten, da sie ihr völlig klar ist. Nur kann sie sie aus irgendeinem Grund heute ganz gut akzeptieren und sich erlauben, albern und verletzt zu sein.
Sie ist offenbar ein Mensch mit Gefühlen, auch wenn sie nur schemenhaft versteht, welche Gefühle das in etwa sein könnten. Wenn sie in den nächsten Tagen jemand fragt, was los ist, dann geht es ihr einfach nicht gut. Privat. Würde sie jemandem berichten wollen, was ihr nicht gut geht, würde sie es benennen müssen. Und dann würde es albern klingen, da sie kein anderes Wort als „Liebeskummer“ fände. Und das wäre nicht zutreffend.
Zu ungenau.
Genauer wäre, dass sie das Anhängsel war, bei einem Zweier-mit-Anhängsel-das-schon-"dran"-war. Aber wer hätte schon die Zeit und Lust, sich die genaue Definition dessen anzuhören, um verstehen zu können, was ihr nicht gut geht?
Eben.
Unsere Geschichte beginnt jedenfalls mit einem Treffen zwischen zwei Menschen, nennen wir sie A und B, einfach, weil man das so macht.
A (w) und B (m) haben seit einigen Monaten eine Affäre, und A ist es bis dato ziemlich gut gelungen, sich sich nicht in B verlieben zu lassen, sondern einfach den Sex und die gute Gesellschaft zu genießen, die sie beide mit jedem Mal besser beherrschen. (B scheint nicht der Typ zu sein, der sich lang mit Gefühlen aufhält, weshalb wir diese seine Welt hier nicht genauer erforschen werden - es wäre wohl fruchtlos, auch wenn dies klischeehaft sein mag.)
B holt A vom Bahnhof ab, sie fahren in seinem Auto zu ihm und unterwegs erzählt er in diesem "übrigens"-Ton, dass C (w) noch vorbeischauen wird. Das ist an sich kein Drama (noch nicht), denn C ist eine gute Freundin von sowohl A als auch B und sie hatten schon den einen oder anderen schönen Abend unter genügend Alkoholeinfluss, um einen Dreier anklingen zu lassen. Schon dieser Anklang hinterließ bei mindestens einer der Beteiligten allerdings einen schalen Nachgeschmack, weshalb A eigentlich ahnen müsste, dass diese Nacht nicht gut enden würde. Aber A ist nicht nach Ahnungen zumute, denn es verspricht im Moment ein netter Abend zu werden und sie mag sowohl B als auch C sehr gern und ist - hey - schließlich locker! Eine emanzipierte, moderne junge Frau, die tun und lassen kann, was sie will. Eine emanzipierte, moderne junge Frau, die leider noch nicht weiß, was sie will, der es aber klar genug werden wird, noch bevor die Nacht richtig vorbei ist, und es wird weh tun.
Der Abend ist perfekt! A und B trinken einen Kaffee mit weißem Rum, und Cola mit Rum, weil das das ist, was sie eben immer so trinken, unterhalten sich gut und bekommen kurz vor Mitternacht ein SMS-Update (God bless technology) über den Verbleib von C, das ihre baldige Ankunft ankündigt. Das Gespräch driftet in Richtung: "Oh, hey, da kommen wir ja zu gar nichts mehr, bevor sie hier ankommt." – in anzüglichem Ton gehaucht – und B ergreift, zum ersten Mal, an das A sich erinnern kann, die deutliche Initiative, nimmt A bei der Hand und sie mit ins Schlafzimmer.
Der Sex ist großartig und A ist gerade dabei, ihren Plan zu verwirklichen und B zum Kuscheln zu zwingen (denn wenn sie ehrlich ist, fehlt ihr das wirklich in dieser Affäre, obwohl sie eine emanzipierte, moderne junge Frau ist, die macht was sie will... hey, sie will kuscheln, wenn sie Sex hatte! Wie normal ist das!?), als es an der Tür klingelt. Klassische Sitcom-Situation. Beide werfen sich in ihre Klamotten, A reißt den Gürtel aus ihrer Jeans und versteckt ihn im Bett, weil sie sich einbildet, das ginge schneller als ihn zu schließen, und setzt sich unschuldig auf den Balkon, um Sekunden später zur Tür zu kommen und überrascht auszurufen: "... C! Haaiiii!"
Der Abend bleibt perfekt! A, B und C sitzen im Wohnzimmer bei allen möglichen gepanschten Getränken, unterhalten sich über alles mögliche und A hat ihren Orgasmus schon hinter sich. Was könnte jetzt noch schief gehen?
B und C haben freilich auch eine Geschichte des Herumschmusens und dabei Angst um ihre Freundschaft Bekommens. B und C sind nämlich schon seit Urzeiten Freunde, währen A und B sich extra für diese Affäre neu zusammengefunden haben. C ist allerdings fast sicher, in B verliebt zu sein. Okay, A hat all das vorher gewusst und sich trotzdem blauäugig und kopfüber in diesen Abend zu dritt gestürzt. Sie hat ebenfalls gewusst, dass sie zu allen möglichen Abenteuern neigt, wenn sie betrunken ist. Sie hat lebhafte Erinnerung daran, C mehrmals betrunken geküsst zu haben, um irgendwelche Männer um sie beide herum wahlweise zu quälen, anzumachen oder ihnen etwas zu beweisen. Die Erinnerung an A, B und C nachts auf dem Sportplatz ist nicht weniger agil. Aber A bringt es offenbar nicht fertig, all diese Informationen so zu vereinen, dass sich ein schlüssiges Ganzes ergibt – DAS schlüssige Ganze. Die emotionale Katastrophe nämlich. Dann wiederum erklärt sich, weshalb sie es nicht kommen sah: Ihre Erinnerung an ihre eigenen Gefühle wälzt sich nämlich schmerzverzerrt vor lauter halb tot am Boden, winkt schwach und ruft heiser durch den Sturm der emanzipierten Modernität, die A für sich beansprucht. Ein bisschen weniger Verblendung, und sie hätte sich viele gut durchspülte Tränenkanäle erspart, an diesem Morgen.
Denn, ja, es ist wie immer schon wieder hell, als unsere drei Helden betrunken genug sind, die Gespräche zum Thema „Neeein, wir sind niemals betrunken genug, ihm wirklich seinen Dreier-Wunsch zu erfüllen“ die unausgesprochene Wahrheit werden zu lassen.
Leider läuft das Ganze relativ deutlich in Porno-Manier ab. Wahrscheinlich deswegen, weil sich keiner der Drei jemals zuvor in einer vergleichbaren Situation befunden hat. Sie kennen das Phänomen nur aus der verfügbaren Pornographie. Und da der Großteil der verfügbaren Pornographie darauf abzielt, übergewichtige Männer mit Haaren auf dem Rücken glauben zu lassen, sie könnten der Mann in der Mitte sein, ist es nun also so, dass B (Haare ok, aber nicht übergewichtig) die Rolle des Mannes in der Mitte übernimmt. A und C küssen sich, streicheln sich sanft und beziehen B schließlich natürlich mit ein. Was ist auch dabei, sie sind alle drei emanzipiert, modern und... verdammt dumm! Nein, vielleicht nicht alle drei, aber zumindest A, denn sie hatte all die oben angesprochenen Informationen und hätte eine informierte Entscheidung treffen können, bevor es zu spät war. Aber sie hat sich für die dumme Entscheidung entschieden und mitgemacht, sogar eigentlich forciert. Vielleicht ist sie sogar dumm genug, dadurch einfach beweisen zu wollen, WIE modern sie tatsächlich ist. Wer weiß.
Jedenfalls verlagert sich die Ménage relativ flugs ins Schlafzimmer, wo B von zwei Seiten erst schüchtern, dann immer forscher verwöhnt wird und es sich gut gehen lässt.
Und dann packt das Biest namens Dreier zu und reißt zumindest das Nervenkostüm von A mit sich in einen tiefen Schlund von drei-sind-eine-zu-viel. Denn C bekommt auf einmal alle Aufmerksamkeit! B wendet A den Rücken zu, den haarigen, von Pornographie ermutigten Rücken zu und widmet sich ausschließlich der anderen Frau! A ist beleidigt/verletzt/fühlt sich außen vor und vernachlässigt und geht, weil die zwei ja scheinbar auch so genug Spaß haben. Allerdings macht sie den Fehler, auf der Suche nach ihrer Wäsche noch mal ins Schlafzimmer zurück zu kommen. Wer könnte heute noch sagen, ob B und C zu dem Zeitpunkt aufgehört und sich Gedanken über As Verbleib gemacht hatten. Sie überreden A jedenfalls zu bleiben, und während C kurz im Bad verschwindet, wirft B A aufs Bett, sich euphorisch, aber lediglich verspielt auf sie und meint: „Du warst doch schon dran“. Und ja, A war vorher schon dran gewesen, in der Tat. Aber B AUCH!! Und immerhin hat man hier einen Dreier am Laufen, und nicht einen Zweier-mit-Anhängsel-das-schon-"dran"-war!! Oder hat A da vielleicht irgendwas nicht mitgekriegt?? Hat sie das Konzept vielleicht einfach falsch verstanden?
Jedenfalls macht sie gute Mine zum bösen Spiel und nimmt weiter an den Festivitäten teil. Jene verlaufen ein wenig im Sande und sich in verschiedenen Kombinationen in der ganzen Wohnung und man einigt sich schließlich ohne Worte darauf, dann doch mal schlafen zu gehen – zumindest versteht A das so. Aber sie versteht ja offensichtlich generell nicht besonders viel.
Und es dauert auch gar nicht lang, bis sie wieder unbegriffen, unbestreichelt auf einen haarigen, von Pornographie ermutigten Rücken starren und erleben muss, wie B und C eben ohne die zickige A weiter machen. Während A daneben liegt und mit dem Ofenrohr ins Gebirge schaut.
Das übersteigt die Mauer des Erträglichen, die A sowieso schon unnatürlich hoch gebaut hatte (vielleicht liegt hier eine schöne Analogie zu Babel, oder auch einfach der Hund begraben), und sie verlässt für immer dieses Bett, sammelt ihre Sachen zusammen und verlässt für immer die Wohnung, erstmalig mit knallender Tür, wo B doch immer so auf seine Nachbarn acht gibt, stolpert die Treppen hinunter und verlässt schließlich für immer das Haus. Sie kennt den Weg zum Bahnhof nicht, trifft ihn aber trotzdem. Das Glück ist schließlich mit – wem?
Auf dem Weg vom Bett zum Bahnhof ist sie wütend in unterschiedlichen Koloraturen. Sie findet es unmöglich von den beiden, einfach weiter zu machen, während sie daneben liegt. Unhöflich! Sie findet es rücksichtslos von B, ihr während eines Dreiers (eines DREIers, verdammt!) den Rücken zuzukehren und sich ausschließlich um C zu kümmern, weil die noch nicht DRAN war! Sie ist enttäuscht von den beiden und ultimativ von sich selbst, weil sie ihnen erlaubt hat, sie zu verletzen, was sie nicht für möglich gehalten hätte. Aber sie hat sich in eine Situation begeben, in der die Verletzungsgefahr einfach gegeben war. Das hätte sie sehen können. Immerhin weiß sie um die Defizite in ihrem Selbstbewusstsein und die enge freundschaftliche Bindung zwischen B und C, die ungeklärten Gefühle, ihre Geschichte und IHRE Geschichte.
Und als sie in der Bahn sitzt und aus dem Fenster starrt, beißt die Wut ihr in den Bauch.
Fest.
Und es tut weh.
Es tut so weh, dass sie anfängt zu weinen, leise und nach draußen, um die anderen Fahrgäste nicht zu belästigen. Ab und zu entfährt ihr ein Schluchzer, ein lauter, weil Schluchzer immer lauter werden, je länger man sie zurückhält, und sie ist gut im Etwas-Lange-Zurückhalten. Ihr sitzt ein junger Mann gegenüber, der Mitleid hat, aber nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll. Wahrscheinlich würde er sie angraben, wenn sie hübscher wäre.
Stellenweise bekommt sie keine Luft und muss sich zum Ausatmen zwingen. Sie putzt sich zweimal die Nase, weil man das so macht, und versucht zwischendurch aufzuhören. Natürlich erfolglos, weil der Damm gebrochen ist, wie man so schön sagt.
Das leise Weinen überlebt bis zu ihrer Haltestelle. Aber dort stirbt es und die Auferstehung ist grässlich. Der zehnminütige Weg vom Bahnhof nach Hause ist (un-)glücklicherweise nicht stark befahren, denn sie läuft vornüber gebeugt und hinter ihrem Tränenschleier her. Müsste sie in diesem Moment jemandem erklären, was „Straßenverkehr“ ist, wäre ihr dieses Konzept vermutlich nicht geläufig.
Zu Hause schlägt sie alle Türen hinter sich zu (was erleichternd ist, letztlich aber doch nur wenig hilft) und verschwindet im Bad. Es ist nicht so, dass sie irgendetwas abwaschen müsste, aber sie hat das unentrinnbare Verlangen, sich unter die Dusche zu hocken und zu weinen. Das tut sie auch. Und offenbar sind auch solche Schluchzer laut, die nicht lange zurückgehalten worden sind. Oder aber dieses Schluchzen kommt von lange her.
Normalerweise würde sie sich in einem solchen Fall selbst beschimpfen und zur Räson rufen. Sich erzählen, wie das Leben weiter geht und was das für alberne, dumme Gefühle sind, die sie da aus sich herausheult. Aber heute fällt ihr nichts ein. Und sie braucht sich eigentlich auch nicht selbst von der Albernheit zu berichten, da sie ihr völlig klar ist. Nur kann sie sie aus irgendeinem Grund heute ganz gut akzeptieren und sich erlauben, albern und verletzt zu sein.
Sie ist offenbar ein Mensch mit Gefühlen, auch wenn sie nur schemenhaft versteht, welche Gefühle das in etwa sein könnten. Wenn sie in den nächsten Tagen jemand fragt, was los ist, dann geht es ihr einfach nicht gut. Privat. Würde sie jemandem berichten wollen, was ihr nicht gut geht, würde sie es benennen müssen. Und dann würde es albern klingen, da sie kein anderes Wort als „Liebeskummer“ fände. Und das wäre nicht zutreffend.
Zu ungenau.
Genauer wäre, dass sie das Anhängsel war, bei einem Zweier-mit-Anhängsel-das-schon-"dran"-war. Aber wer hätte schon die Zeit und Lust, sich die genaue Definition dessen anzuhören, um verstehen zu können, was ihr nicht gut geht?
Eben.
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